Der Reigen ist ein besonderes Merkmal des Waldorfkindergartens. Er zählt zu den pädagogischen Schwerpunkten ähnlich wie der rhythmisch gegliederte Tageslauf oder dem Lernen durch Nachahmung.
Beim Reigen wird eine Folge von Liedern, Tänzen, Sprüchen und freien Elementen von der Erzieherin zusammengestellt. Inhaltlich sind die verschiedenen Elemente verknüpft und orientieren sich an der Jahreszeit. Die/Der Erwachsene spricht und singt den Text und stellt ihn mit Bewegung und Gestik dar und die Kinder steigen nachahmend ein. Dabei werden die unterschiedlichsten Bewegungsformen aufgegriffen: hüpfen, stampfen, schleichen, springen, rennen, tanzen, bücken, strecken, „hämmern“, „nähen“, klopfen, klatschen, streicheln…
Es wird gesprochen, gesungen und rhythmisch geklatscht oder gestampft.
Der Reigen fördert ein breites Spektrum an Kompetenzen wie die Grob- und Feinmotorik, das musikalisch- rhythmische Verständnis, die Sprachfähigkeit und die Raumorientierung.
Als Beispiel:
Das Kindergartenjahr beginnt im September mit der Erntedankzeit. Im Reigen gehen wir mit unseren Körben zu den Apfelbäumen und lesen die Äpfel auf, bringen sie nach Hause und verarbeiten sie.
In der Michaeli Zeit kämpft der Ritter (mit Umhang und Holzschwert) gegen den Drachen (mehrere Kinder unter einem Tuch), der die Prinzessin (auch verkleidet) im Turm gefangen hält.
In der Laternenzeit sind wir alle Zwerge, die mit ihrem geschulterten Säckchen, Werkzeug und Laterne in den Berg gehen und Edelsteine klopfen.
In der Adventszeit spielen wir mit verteilten Rollen und Verkleidungen das Weihnachtsspiel und in der Dreikönigszeit das Dreikönigsspiel.
In der Fastnachtszeit verzaubern wir uns in unterschiedliche Tiere und erleben als solche lustige und spannende Abenteuer.
Illustrationen von Norman Wisslicen (Erzieher im Waldorfkindergarten Lörrach)