Die Waldorfpädagogik richtet sich in ihrer Methodik und Didaktik vorrangig nach den Gesetzmäßigkeiten kindlicher Entwicklung und ist somit bestrebt, die gesunde körperliche, seelische und geistige Entwicklung des Kindes zu fördern.
Sie geht davon aus, dass das kleine Kind durch Nachahmung lernt, d.h. es braucht das erwachsene Vorbild, um gehen, sprechen und denken zu lernen. Es braucht:
Es braucht die sprachliche Anregung durch Erwachsene, die nicht nur ihre Tätigkeiten sprachlich begleiten, sondern auch mit Finger- und Handgestenspielen, Liedern, Sprüchen, Tänzchen usw. die Sprachentwicklung optimal fördern.
Es braucht verlässliche Erwachsene, die ihm und der Welt freudig zugewandt sind und für sein geistiges Wohl sorgen, damit es selbst gesund und vertrauensvoll die Welt erobern kann.
Die Waldorfpädagogik findet für ihre Arbeit mit den Kindern von 0-3 Jahren ihre ideale Ergänzung durch den pädagogischen Ansatz der ungarischen Ärztin Dr. Emmi Pikler. Sie führt sehr klar für die Praxis mit dem Kleinkind aus, was wir in der Waldorfpädagogik als großes Ideal bemüht sind umzusetzen. Die Würde des kleinen Kindes zu achten. Emmi Piklers Arbeit hat zwei Schwerpunkte. Die selbständige Bewegungs- und Spielentwicklung und als Voraussetzung dazu die liebevolle und achtsame Zuwendung in der Pflege des Kindes.
Hat das Kind die Möglichkeit, in einer von den Pädagogen optimal gestalteten und vorbereiteten Umgebung frei und ungestört zu leben, gleichzeitig geschützt vor Überforderung ohne direktes Eingreifen, Manipulieren oder Forcieren von Entwicklungsschritten, so wird es sich bestmöglich entwickeln. An den Bedürfnissen der kleinen Kinder abgelesen gestalten wir einen rhythmischen Tagesablauf. Unsere Räume bieten die Möglichkeit zu einer freien Bewegungsentwicklung aber auch zum Rückzug und entsprechenden Erfordernissen des Alltags mit den Kindern.
Vorbild und Nachahmung
Die kleinen Kinder lernen durch Nachahmung gehen, sprechen und denken. In unserer Vorbildfunktion achten wir darauf, sinnvoll und durchschaubar tätig zu sein. Aber nicht nur unsere Handlungen, sondern auch unsere emotionale Verfassung wird von den kleinen Kindern nachgeahmt. Sie erspüren genau, in welcher Stimmung wir uns befinden und schwingen sich darauf ein. So tragen wir ein hohes Maß an Verantwortung, wie wir den Kindern begegnen. Da sie uns genau beobachten, beobachten wir uns selbst und bemühen uns in allen Dingen, selbst ein positives Vorbild zu sein.
Durch Fingerspiele, kleine Reigen, Lieder und Verse und besonders durch die Raumgestaltung regen wir ebenfalls die natürliche Fähigkeit der Kinder zur Nachahmung an.
Rhythmus, Ritual und Wiederholung
In unserem Krippenalltag achten wir auf die tägliche Wiederholung der immer ähnlichen Abläufe und Rituale in einem rhythmisch gegliederten Tagesablauf. Sie geben den Kindern Orientierung und Sicherheit und schaffen Vertrauen. Eine rhythmische Zeitgestaltung fördert die seelische Gesundheit des Kindes und wirkt sich bis auf den Schlaf aus. Das Kind kann sich dadurch mit der Welt verbinden.
Alles dient dazu, den Übergang von einem Abschnitt zum Nächsten vorhersehbar zu machen und damit den Kindern zu erleichtern.
Wir pflegen den Rhythmus z. B. durch den täglich wiederkehrenden Tagesablauf, durch kleine Rituale, wie singen, Liebkoschen, den gemeinsamen Morgenkreis und das Tischgebet.
Jedes Kind braucht das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit (Urvertrauen), um neue Situationen nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung bewerten zu können. Damit eine sichere Bindung gelingen kann, sorgen wir für
Der Name Emmi Pikler steht für eine achtsame Haltung dem Kind gegenüber vom ersten Tag an. Wir legen Wert darauf, die Besonderheiten eines jeden Kindes zu berücksichtigen und im Umgang mit ihm seine Persönlichkeit zu wahren. Wir respektieren das Bedürfnis der Kinder, sich geistig und körperlich in ihrem Zeitmaß und nach ihren Interessen zu entwickeln.
Die achtsame und liebevolle Pflege ist eine Voraussetzung für die Möglichkeit des Kindes, selbständig aktiv zu sein, sich für seine Umwelt zu interessieren und vieles seiner Entwicklung entsprechend auszuprobieren.
Jedes Kind hat eine Hauptbezugsperson, die es schon eingewöhnt hat, die Pflege übernimmt und seine Entwicklung aufmerksam begleitet und verfolgt. Diese intensive Zuwendung schafft ein enges Vertrauens- und Bindungsverhältnis zwischen Kind und Erzieher/in. Das Kind fühlt sich geborgen und kann sich seelisch gesund entwickeln.
Von Anfang an wird das Kind als individuelle kompetente Persönlichkeit behandelt, die uns Signale über ihr Wohlbefinden gibt. Mit ruhiger, liebevoller Sprache werden die am Kind zu vollziehenden Handlungen angekündigt, ihm wird Zeit gelassen mitzutun. Auf diese Art wird es sich mit der Zeit immer aktiver beteiligen. Die/Der Erzieher/in ist mit seiner/ihrer ganzen Aufmerksamkeit beim Kind und nimmt wahr, wie es sich fühlt und was es gerade braucht. Sie/Er kooperiert mit ihm, arbeitet mit ihm zusammen. So wird die Wickelsituation zu einem freudigen Miteinander.
Diese Art der Zuwendung bewirkt, dass das Kind nach der Pflege Zufriedenheit zeigt und nun mit Interesse seine Umwelt erforschen kann.
Die gute verlässliche Bindung ist die Voraussetzung für das Spielen und spätere Lernen können.
Eingewöhnung Elternhaus/Krippe
In den ersten drei Lebensjahren haben Kinder ein starkes Grundbedürfnis nach stabilen, sicheren Beziehungen, in denen sie sich angenommen, wertgeschätzt und geliebt fühlen. Bis zum Eintritt in die Krippengruppe waren fast ausschließlich die Eltern dafür zuständig, dieses Bedürfnis zu erfüllen.
Nun ist auf einmal alles anders und kann verunsichern: eine neue Umgebung, neue Menschen, viele neue Eindrücke. Die einzige Konstante sind in dieser Situation die eigenen Eltern. Deshalb kann der Übergang in die ungewohnte Situation auch nur mit deren Hilfe gelingen.
Wir haben uns für eine schrittweise Eingewöhnung der Kinder entschieden und lehnen uns dabei an das sogenannte „Berliner Modell“, eine wissenschaftlich erarbeitete, kindgemäße Form der Eingewöhnung, an.
Wir empfehlen den Eltern, die Eingewöhnung frühzeitig und langfristig zu planen, damit sie nicht unter Druck geraten. Auch für die Eltern stellt dieser Ablösungsprozess eine emotionale Herausforderung dar.
Jeder Ablösungsprozess hat sein eigenes Tempo. Begleitend finden immer wieder Gespräche mit den Eltern statt, um die Eingewöhnung zu reflektieren. Für den genauen Ablauf der Eingewöhnung erhalten die Eltern ein von uns erarbeitetes „Eingewöhnungs-Konzept.“
Übergang von der Krippe in den Kindergarten
Der Anspruch auf den Krippenplatz endet mit dem 3. Lebensjahr.
Für die Kindergartengruppen müssen die Krippenkinder auf dem offiziellen Weg angemeldet werden. Eine Aufnahme kann nur erfolgen, wenn es das Platzangebot zulässt.
Um mit 3 Jahren den Übergang in den Kindergarten zu erleichtern, besuchen die Großen der Krippe immer mal wieder mal mit unserer Begleitung den Kindergarten. So lernen die Kinder die neuen Bezugspersonen und die neue Umgebung in aller Ruhe kennen.
Bewegung (drinnen und draußen)
Jedes Kind sollte das Recht haben, auch bei der Bewegungsentwicklung ungestört seinem eigenen, inneren Plan zu folgen. Denn die Entwicklung von Bewegungskompetenzen ist ein sich aufbauender Prozess, der vor allem durch ständiges Üben und Wiederholen bewältigt wird. Für uns in der Krippengruppe bedeutet dies, dass wir Räume gestalten und Möglichkeiten schaffen, die die Kinder zum Ausprobieren unterschiedlichster Bewegungsabläufe anregen. Wir ermutigen und bestärken die Kinder in ihrer Bewegungslust, ohne sie zu irgendetwas zu drängen. Das gewährleistet, dass sie in dem, was sie tun, sicher sind und sich nur an das heranwagen, was sie auch wirklich beherrschen. Alles, was sie aus sich selbst heraus schaffen, stärkt sie in ihrem Selbstvertrauen und in ihrer eigenen Persönlichkeit.
In unserem Garten können sie u.a. über verschiedene Hügel laufen, im Sand spielen und von Baumstümpfen hüpfen. Im Gruppenraum bieten wir Bewegungsmaterial u. a. nach Emmi Pikler an, was je nach Entwicklungsstand der Kinder aufgebaut werden kann und in unterschiedlichen Kombinationen variiert.
Spiel und Spielmaterial
Das Spiel ist die eigentliche Tätigkeit des Kindes. Es ergreift es mit Freude und schafft sich so einen Zugang zur Welt, ein hochkomplexer Bildungsprozess. Im Spiel werden nicht nur soziale Kompetenzen geübt, sondern auch erste mathematische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse
gewonnen. Während sie mit Bauklötzen hantieren, Dinge von einem Ort zum anderen transportieren, aus-, ein- und umräumen, lernen Kinder Formen, Farben, Mengen und Gewichtsverhältnisse kennen. Beim Hoch-, Runter- und Umwerfen lernen sie etwas über die Schwerkraft. Ihr Spiel ist nicht zweckgebunden, sondern das reine Tun und Erproben, das Entdecken und immer Wiederholen.
Kindsein heißt frei spielen zu dürfen, diesem geben wir den gebührenden Raum.
Spracherwerb
Das Eintauchen in die Sprache seiner Umgebung ist für Kleinkinder so lebensnotwendig wie die Atemluft und die Nahrung. Wir sehen die Sprachförderung als Bestandteil ganzheitlicher Förderung an. Das Lernen einer Sprache findet durch Forschen, Beobachten, Ausprobieren und Experimentieren statt. Kinder lernen in Spiel- und Handlungssituationen unter Einbeziehung des Körpers und der Sinne.
Die kindliche Sprachentwicklung verläuft über sensomotorische Erfahrungen des Greifens hin zum Denken und Wiedererkennen, dem Begreifen. Sind diese Bausteine entwickelt, bildet das Kind den Begriff. Es stellt seine Erfahrungen mit Hilfe der Sprache dar und öffnet sich damit ein Tor zur Welt.
Für uns als Erzieher/innen ist es wichtig, einen bewussten Umgang mit der Sprache zu pflegen. Wir achten darauf, wie wir sprechen, denn die voll ausgebildete Sprache ist eine Gabe, auf die die Kinder angewiesen sind. Wir treten in wechselseitigen Austausch, nehmen die verbalen und nonverbalen Äußerungen wahr und sind in einem fließenden Dialog, indem das Kind sich angesprochen und verstanden fühlt. Das stärkt sein Selbstwertgefühl.
In unserem Tagesablauf unterstützen wir den Prozess des Spracherwerbs, indem wir Sprache mit Rhythmus und Musik verbinden. Lieder, Reime und Fingerspiele sind ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit und begleiten die Kinder durch den Tag und das Jahr. Da wird Sprache lernen ein Genuss!
Sozialverhalten
Kleinkinder erleben sich und die Umwelt als eine Einheit. Das bedeutet, sie differenzieren nicht wirklich zwischen sich und den anderen. Sie sind der Mittelpunkt der Welt und was sie empfinden, empfinden auch die anderen. Sie sind noch nicht sozialfähig, sind jedoch meist gerne mit anderen
Kindern zusammen. Soziale Verhaltensweisen bahnen sich bei ihnen erst an. Es ist ein langsamer Lernprozess für die Kinder, zu erkennen, dass die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Kinder gleichberechtigt sind, und es nicht möglich ist, beliebig seine Wünsche und Bedürfnisse durchzusetzen. Das bedeutet für uns als Erzieher/innen, dass sie bei Konflikten und vielen sozialen Interaktionen erwachsene Hilfestellung benötigen. Da wird vermittelt, getröstet, angeleitet, und es bedarf viel erzieherischem Geschick, Geduld und Fantasie.
Um soziales Verhalten lernen zu können, benötigt das Kind eine gute Beziehung zu den Erwachsenen. So können durch eine kontinuierliche Betreuung der gleichen Bezugspersonen die Ressourcen des einzelnen Kindes erkannt und unterstützt werden.
In einer überschaubaren festen Gruppe erlernt das Kind, sich in die Stimmungs- und Gefühlslage anderer Menschen hineinzuversetzen. Das sensible Verhalten im Beziehungsgeschehen und die tolerante, wie auch korrigierende Reaktion auf Bedürfnisäußerungen, bilden die Voraussetzung für Empathie.
In einer Atmosphäre von Wärme, Herzlichkeit, Sicherheit, Wertschätzung und Geborgenheit schaffen wir eine positive Grundlage für die Einübung sozialer Kompetenz.
Musisch-kreative Angebote
Eine ästhetische, musisch- kreative Förderung gehört zu einer ganzheitlichen Erziehung. Es werden alle Sinne mit einbezogen und über die Fantasie emotionales Erleben möglich gemacht.
Jedes Kind ist kreativ und hat ein Gespür für Schönheit, Atmosphäre und Sinn. Experimentieren, ausprobieren was geht, Töne und Geräusche hervorrufen, all das tut das Kind von sich aus, wenn wir es lassen.
Indem wir selbst viel singen und klingende Gegenstände zum Spielen anbieten, geben wir Gelegenheit zu lauschen und wecken das musikalische Interesse des Kindes. Indem wir ihrem Tun wertfrei und wohlwollend begegnen, lassen wir ihre Kreativität wachsen.
Wir legen viel Wert auf die Gestaltung der Räume, die Auswahl der Materialien und achten auch in kleinen Dingen auf Schönheit und Dezenz, sodass der Schönheitssinn der Kinder geweckt wird.
Auf die Zusammenarbeit mit den Eltern legen wir in der Krippengruppe größten Wert. Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Eltern in die pädagogische Arbeit mit einzubeziehen, sie zu informieren und weiterzubilden, wo dies gewünscht ist. Denn eine vertrauensvolle Beziehung miteinander erleichtert es, auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Für das Wohl des Kindes ist es wichtig , dass sich nicht nur die Kinder in der Krippe gut aufgehoben fühlen, sondern auch die Eltern eine Vertrauensbasis zur Einrichtung und zu den Erzieher/innen haben, um bei Sorgen und Problemen, die die Kinder betreffen, sich offen an die Erzieher/innen wenden können.
Bereits beim Aufnahmegespräch geben wir den Eltern die Gelegenheit, ausführlich über das Kind zu sprechen. Hierbei werden wichtige Informationen über die persönlichen Eigenschaften des Kindes sowie über Erwartungen, Vorstellungen und Bedenken der Eltern und Erzieher/innen gesprochen. Es ist uns wichtig, dass die Eltern unser Konzept kennenlernen und als Basis unserer Arbeit akzeptieren.
Regelmäßige Elternabende und auch Elterngespräche bieten Möglichkeiten, sich über den Entwicklungsstand auszutauschen, Einblick in das Gruppengeschehen zu erhalten, in die Abläufe miteinbezogen zu werden und Fragen stellen zu können.